Die ‚Übung‘ bestand zunächst darin, sich auf den Boden zu legen. Meine Partnerin für diese Übung legte sich auf den Boden. Krümmte und wandte sich zur Musik, die ein ‚Drama‘ förderte. Mit ihrer ersten Bewegung hatte ich gespürt, dass dies im Kern echt war, was von ihr ausging. Ihre Bewegungen wurden ausschlagender, wilder. Sodass ich zuweilen einzugreifen hatte, sie zart abzugrenzen davon, woran sie anschlagen könnte, das war meine Aufgabe. Es machte mir eine große Freude, sie vor allem zu schützen – womit ein Urinstinkt geweckt wurde – und dadurch ihre maximale Bewegungsfreiheit zu sichern. Diejenigen, die in dieser Weise aufzupassen hatten, stellten sich dann zu einem großen Außenkreis zusammen und diejenigen, die sich vom Boden emporgewunden hatten, fingen an zu gehen, innen in dem Kreis. Die Musik wurde euphorischer und auch bewegender und der Lauf ‚meiner Partnerin‘ wurde, zuerst ja für sie selbst, zunehmend erhebender und triumphaler und landete schließlich in meinen Armen. Ich hatte sie vorher nie gesehen. Sie war schlank und fühlte sich ebenso weich wie widerstandsfähig an. Es war eine Umarmung heraus aus großen Herzen. Dann legte ich mich auf den Boden. So viel Schmerz, sodass es sich in mir gleich anfing zu bewegen, als sei ein geheimer Plan unterlegt; ich brauchte nichts zu kreieren, da war so etwas wie ein machtvoller ‚Treibsatz‘, alles ging, was ganz anders kommen kann, von selbst. Ich hatte lediglich zu beobachten, was sich da aus mir tanzte. Ich versuchte hochzukommen, vom Boden. Auf einmal gelang es wenig. Der Beobachter in mir befürchtete, es könnte – auch – als „Theatralik“ gedeutet werden. Während ich plötzlich eingeknickt war, bestimmte Bilder nicht mehr loswurde. So blieb ich zeitweilig am Boden liegen und atmete das alles erst einmal aus. Ich konnte ihn etwas abstreifen, diesen Mechanismus, was immer eine Sache des Kopfes ist. Und mit der ersten Freiheitsbewegung gelang es sogar, leicht und fragil zur Musik zu tänzeln. Denn ich hatte wieder etwas Spielraum. Und reihte mich ein in die Gehenden, nachdem der Außenkreis gebildet worden war. In zeitlos empfundenen Minuten geschah ein Wandel, begleitet von dieser euphorisierenden Musik, ein solcher Wandel, dass ich am Ende eine Hand so grade gegen den Himmel bzw. gegen die hohe Raumdecke streckte, als läge alles quälerische Leben nun hinter mir. Es war eine Geste des Triumphes, die des Spielerischen nicht entbehrte. In diesem Zustand öffnete meine Partnerin weit ihre Arme, und ich spürte, dass sie den Anteil echter Bewegtheit in mir nachvollzogen hatte, und schloss sie ganz fest und tief um mich wie – diese Assoziation – „Mutter Erde“. Ich schloss meine Arme so um sie, als wollte ich nun für immer so gehalten werden. Leben, Atmen durchpulste die Zustände und Körper, die sich plötzlich sehr nah waren, wenn ich auch darauf zu achten hatte, dass da kein ‚traumatisch‘ bedingter Hohlraum ankerte, sich gar ausdehnte.