Die Art, wie Oma etwas aß. Es war zu spüren, wie die eigene, jede Anwesenheit störte. Wie sie, manchmal verzweifelt, den Eindruck zu vermitteln suchte, dass es nicht so sei. Als krallte das Gesicht zu einem Punkt zusammen, damit verstand ich Kriegsfolgen. Der Wunsch, mit der Nahrungsaufnahme allein zu sein. Raum um sich zu haben. Andere innere Räume scheuend. Eine Familie, 4 Menschen blicken aus einem Auto auf abweichende Gestalt. So selbstverständlich (ist, dass sie in der richtigen Welt, der andre in einer falschen ist) befinden sie sich in der besten aller möglichen Welten (Leibniz). Wie stellt man sich auf etwas – kategoriell Unterschiedenes – ein, wenn Selbst-Reflexion, Struktur-Reflexion, im Grund nicht existiert? Laufender Motor, x-fach bestätigte Norm, das Unangetastete hat Beruhigendes. Spargel, beste Sorten Schinken, dunkelrote Kirschen, am mittleren Samstagmorgen schon nichts mehr zu bekommen. Dazu kniet einer in der Fußgängerzone vor dem Kapitalismus bzw. für ein paar Münzen, die er [nicht] bekommt. Es passt [nicht] zueinander … In Gesellschaften mit der Primärunterscheidung „erwerbstätig“ oder „erwerbslos“. Jugendliche, mit so viel Sensibilitätsschutz im Lächeln. M/eine Augenseele geht hindurch wie hochvariables Spiel auf einer Violinensaite vorm Zerspringen. Kräftige Gestalten, freie Blicke wollen Wahl-Broschüren in Hand geben. Einhelliges Lachen, ungut abdriftet. Menschen können ein Wiedersehen nicht fassen. Undurchdringliche energetische Knäuel, viele. Selten, dass Sensibilität, als transparentes Spektrum, durch ganzen Körper fließt, sich hält. Ich gehe im Innern durch, was ich wahrnahm, von meiner Oma, bevor sie in den 70ern starb. Es ist schwer, Aussagen über ihr Inneres zu treffen. Eine alte Frau, in der Eisdiele, stößt mit ihrer Stimme stetig auf „neuralgischen Punkt“, ihr Wohlsein betonend. Rilke sprach von einer „Sprache aus Wort-Kernen“, von einer „innersten Sprache, ohne Endungen“. Ich weiß ja, für jene alte Frau ist es, vielleicht nicht mehr erwartet, „Sonnenschein und Welt“, ihre letzte Zeit jetzt. Schmerz und Begehren, darin, zwischen diesen Polen, kreist jede Existenz. Ich sah meine Oma einmal, wie sie, im Rollstuhl, auf offener Terrasse saß, an einem Sommertag, auf die Weinberge sah. Allein (sich unbeobachtet fühlend), mit ihren Gedanken