Unerwartet vor einem Mikrophon sitzen, ein unerwartet voller, erwartender, zuhörender Saal. Sich kaum beherrschen können, alles hinein zu schreien, was in einem tobt. So geschehen bei Kristiansand, 1987. Felsen bestiegen, abgerutscht, Blutvergiftung, wie sich später herausstellte. Der Freund, mit dem ich unterwegs, bekam mich gerade noch ins Krankenhaus. Ich redete wild, im hohen Fieber. Vieles kam zum Vorschein, worüber ich in dieser Zeit nie hatte sprechen können und wollen. In jener Nacht sei es ums Leben gegangen. Ich erinnere, wie ich mich zuweilen an eine Schwester klammerte, während und nach der Operation. Es war, als habe ich selten so viel Liebe erfahren. Immer wenn ich erwachte, war sie da. Sie hatte große, weit offene Augen, in ihnen sah ich manchmal, in der Art einer Halluzination, 2-mal den Planeten, Adern, Meere, Kontinente. Als ich entlassen wurde, war ich zutiefst geschwächt und aus ungeahnter Stille glücklich. Damit kam auch diese Erinnerung: Als Kind an Hirnhautentzündung erkrankt. Weil ich wild war, wurde ich im Bett angeschnallt, 1969. Mit 3 Gurten, die festgezogen wurden, unterhalb des Kopfes, in der Bauchgegend, an den Füßen. Ein Zweiter im Zimmer wurde im Krankenbett herausgeschoben und erschien nicht mehr. Manchmal schien es endlos, bis eine Schwester kam. Ich hatte sehr abgenommen, aß kaum etwas. Der Tee stand kalt auf einem dieser Nachttische mit Rollen, an den ich nicht herankam, wenn er zu weit weggerückt war. Manchmal trank ich von dem kalten Tee, der so sonderbar durch den Körper floss. Das Zimmer und meine Person waren so leer. Ich spürte wohl zum ersten Mal bewusst, wie es sein musste, von der Welt abgetrennt zu sein.