Junge Bademeisterinnen stehen mit sich spiegelnden Sonnenbrillen da, so standardisiert zu einem „Typus junger Frau“, dass sich ihr Atmen wenig spezifisch vorstellen lässt.

Ein Blatt mit Bleistift beschrieben wurde im Süden Europas in vier Wochen so bleich, dass das Notierte nicht mehr zu lesen war und mir auch nicht mehr einfiel. Wie habe ich das zu deuten? stellte es in mir neunzehnjährig die Frage.

Es war, wenn ich es recht betrachte, eine Art Heimatversuch: Griechenland. Von 19–23 reiste ich jedes Jahr allein mit dem Zug dorthin und blieb ganze vier Wochen.

Es war fruchtbar, was ich dort las. Es war unendlich erleichternd, in gewissen verkommenen Winkeln – ich hatte eine Vorliebe dafür – bei einem Retsina und den stillen Ergüssen meiner Psyche abzuhängen. – Einmal trampte ich nach Epidaurus, und ein älterer Mann am Steuer brillierte unablässig mit seinen Goethe-Kenntnissen, die in den offenen Vorwurf mündeten, wie man nur so unvorbereitet – wie ich – einen solchen historischen Ort aufsuchen könne. Ich sagte: „Ich habe keine Lust, mich wegen Ihnen für Goethe zu interessieren, ich möchte das Amphitheater betreten, um die Schreie aus 2000 Jahren in meinem Kopf zu hören, die ich mir einbilde.“ Etwa so sagte ich es. Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend. Er verabschiedete sich sehr milde und einsichtig, wenn auch wortlos, in einer – wenn ich sein Gesicht richtig interpretierte – Mischung aus Resignation und Anerkennung.

Ich las nicht viel, in Griechenland, aber gute Sachen – wie ich fand –, die mir weiterhalfen. So z. B. den Tao te king und das I Ging Orakel. Dass beides der altchinesischen Kultur entstammt, schien mich an diesem Ort nicht zu stören.

Die beiden jungen Bademeisterinnen gehen nun aufeinander zu, von oben sieht das nah aus, als tauschten sie Atem in Atem Wörter. Ich denke: Atemwende. –

Was ich in Griechenland neben dem vielen Dasitzen vor allem tat, weit mehr noch tat, war das Gehen. Es ging – aber vor allem ich ging – um mein Leben. Sicher, es war ein relativ wildes Gehen, aber immer wieder Innehalten, es war ein erweitertes Erlernen von Anschauung. Was ich sah, das Licht, die Menschen, meine inneren Schatten, die Gassen, es verschmolz zu etwas, was ich nicht war, bis dahin nicht gewesen war, und doch mehr „ich“ ist, „selbst“ ist, als ich zuvor war. So lange ging ich. – Klassifiziert gesagt, war ich der Fremdling. Ich hebe meinen Blick und sehe noch einmal auf die Bademeisterinnen. Überall, in dieser Zeit, glitt ich im Grunde ab. Auch wenn es nicht gleich so aussah. Fand nie echte Aufnahme