Jedes Lebewesen. Wie viele verschwanden in Mickrigkeit und Unauffälligkeit. (*Nicht ihre Schuld. Aber irgendwann ihre Verantwortung.*) Wie viele und welche. Ganze, volle, vollständige Lebewesen.

 

 

 

'Unfassbar', was Psyche und Körper im Laufe des Daseins produzierten.

 

 

 

Was alles hatte er ausgestanden und getan, wie lang war manches Mal Zeit empfunden worden. Wenige Stunden nach seinem Tod war er nicht mehr zu erkennen gewesen.

 

 

 

*

 

 

 

»Das 'Unscheinbarste' war es dann, wofür ich mich zu interessieren begann.«

 

 

 

»Ja«, sagte Carl, »ich habe das sehr früh schon gedacht: Wie zauberisch, Leben selbst, dass es existiert und wie es existiert, und wie eigenartig verzerrt manche Erwachsenenkontexte: saßen etwa vor Wein und Schnaps und redeten im Grunde ›blödes Zeug‹. So kam ich zu dem Schluss: das wird dem Leben nicht gerecht, es fühlt sich nicht gut an. Und erinnere früh die Befreiung, als ich wieder an die Luft kam, frei für mich war und das, was sich in mir tat.«

 

 

 

»Klassenverbände. Mancher am Morgen: ungewaschen oder sonst wie, stumm; rückte er irgendwie in den Fokus, wurde er attackiert. Wenn ich das heute bedenke, es war zeitlich keine 30 Jahre von der Nazi-Herrschaft entfernt. Sie hielten sich für enorm aufgeklärt und waren ›Dummköpfe‹. Und: Immerhin existierten Wörter wie ›Lebensberechtigungsschein‹.«

 

 

 

»Diese Art, in Schule und Ausbildung beschäftigt worden zu sein. Skandalös«, sagte Lichthof, »dass das Grund-legend hingenommen wurde.

 

Damals wusste ich noch nicht, dass Menschen schafsherdenartig so ziemlich alles hinnehmen, was ihnen strukturell machtvoll aufgetischt wird.«

 

 

 

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»Es war so etwas wie Ehrenkodex gewesen: ihr auch mein Geld zur Verfügung zu stellen. Es brach etwas in meinem Herzen an, als ich gewahr wurde, wie genau dabei gezählt wurde.«

 

 

 

»Ich würde da gerne etwas trennen, berücksichtigen, aber es geht kaum. Ich denke, es hatte mit undifferenzierter Freude zu tun.«

 

 

 

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»Nun geht es wieder auf März zu«, sagte Marcel, »ich stürmte geradezu nach draußen, so warme Luft. Und fand es wirklich irre, in einer Welt bloß zwischen Läden zu gehen. Keine offizielle Stelle für Freude.«

 

 

 

 

»Mein Dasein«, sagte Lichthof, »Entwurf von Liebe.

Ich tue kaum anderes, in meinen Tagen.

Diskrepanz

zu meinem Verhalten

manches Mal.

Ich bin – manches Mal – nicht liebevoll.

Meine tägliche Tätigkeit: – auch – Präzisionsarbeit

aus der dann etwas im Kontakt reingrätscht.

Ungeduld, Genervtsein, fehlende Toleranz.

Ja: nervliche Situation zuerst.

Schafft nicht gerade Frieden . . .

Sucht immer mal wieder Krieg?

Ich will das – nochmals – verändern.«

 

 

 

»Wenn du völlig frei von jeder Art von Angst bist und all jene, die dir begegnen oder auch nur an dich denken, an deinem vollkommenen Frieden teilhaben, dann kannst du sicher sein, dass du Gottes Lektion gelernt hast und nicht deine eigene. Solange das nicht alles zutrifft, gibt es dunkle Lektionen in deinem Geist, die dich verletzen und behindern und alle um dich her.«

(Helen Schucman)

 

 

 

»Ohne Verbindung im Frühling nebeneinander gegangen.«

 

 

 

»Neufruchtbarer Umgang mit _«

 

 

 

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»Worum es ginge?«, sagte der junge Marcel einmal, »die Hormon-Richtung dieses Mädchens in meine Richtung zu lenken. Was schaut ihr denn so entgeistert?

Mädchenblütenöffnungsaufkommen«, hatte er später noch geäußert.

 

 

 

»Viele Menschen über längeren Zeitraum in einer solchen Stille am Wasser. – Auch – Eine Art Wertschätzung nach so langem Entzug.«

 

 

 

»Schwankungen von 35 Grad in 8 Tagen. Winterlich schwarze Natur nun in der Sonne steht.«

 

 

 

»Unbefangenheit, frei von Theorie.«

 

 

 

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»Allein in menschenloser Naturgegend. Festzustellen, dass der Rucksack irgendwo vergessen wurde. Mit allen Sachen drin, den nötigen und persönlich wertvollen. Diese Art Freiheit.«

 

 

 

»Als Letzter mit seinem Leben übrig bleiben.«

 

 

 

»Jeder Erkennens-Antrieb, der das Projekt weiterbrachte. Mit dem – gefühlt – gedacht wurde, eine Welt zu verändern.«

 

 

 

»Unhintergehbar wesentlich waren dann Gehalte eigener Wahl.«

 

 

 

»Wahr ist, ob es uns bewusst oder nicht, dass wir

 

rätselhaften Ursprungs

 

 

 

*

 

 

 

»Bei Nicht-Augen-Kontakthaltung sein Ausdruck signifikant dunkler wurde.«

 

 

 

»Meine Hormone sind äußerst intakt«, sagte sie, »meine Möglichkeiten im Kontakt weit weniger.

Das bilde ich mir wenigstens ein.«

 

 

 

»Planet Erde: Eine Mädchenblüte nach der andern 

kommt und geht.«

 

 

 

»Bildung von erotischen Gefühlen, so oder so

oder so.«

 

 

 

»Hinter all dem scheint zu stehen«, sagte er: »Die Verlebendigung des Schoßes und das Eingehen in ihn – wie in venusartige ›ewige Jagdgründe‹ – wird immer dringlicher. So unrealistisch das auch ist.«

 

 

 

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»Es war ein großer Gedanke, den ich vergaß, wollte ich ihn nicht wissen?«

 

 

 

»Sah alles noch in 'anderen Rahmen'.«

 

 

 

»Alles erschien, teilweise bewusst, in einem Meer von Versäumnis.«

 

 

 

»Wünsche dir – einen guten Stern.«

 

 

 

*

 

 

 

»Die Durchtrennung des zärtlichen Blicks.«

 

 

 

»Bewusstheit schiebt sich immerfort in Nicht-Bewusstheit hinein. Wie Ein- und Ausatmen.«

 

 

                                                                                                       

»Vogellaute am frühen Morgen leicht unheimlich. Mir kam es schon immer merkwürdig vor, wo ich eigentlich bin? Auf dem Planeten Erde.«

 

 

 

»Gemeinsame Teichentenbeobachtung. Durch solch zärtliche Auffassung des Tiers, bis hin zum *Stofftier*, kam noch etwas anderes in das gemeinsame Sein.«

 

 

 

»Wie Wort und Strahlung, Körperlichkeit, Innenräume bei Begegnung

 

ineinander gehen.«

 

 

 

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»Sich gar nicht so umarmen zu können wie der Verschmelzungswunsch ausfällt. Grenzen der Umarmung

 

 

 

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»Wertschätzende Sicht auf noch

vorhandene Hör- und Sehkraft.«

 

 

 

»Entweder die innere Ebbe oder die Verführung war zu groß. Und was realisierte sich?«

 

 

 

»Ein Mensch, das ist – zunächst einmal – ein Körper, der im Raum ist. Ein Körper, der einen anderen Körper empfinden möchte. Was für ein riesen Ding.«

 

 

 

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»Was und wie schnell alles kaputtgehen kann im Universum und letztlich geht alles. Das ist gesetzt.«

 

 

 

»In der Morgenfrühe an einem Werktage so lange spaziert. Als wäre der Tag noch nicht erwacht und doch schon da. Solcher Friede.«

 

 

 

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»Mit Öffnung der Wohnungstür, also mit dem Draußensein«, sagte sie über T., die wir gemeinsam kennen, so Marcel, »könne es vorkommen, dass ganz unverändert Opferzeichen einsetzten. Heißt«, wie T. erläuterte: »›Bin nun in etwas Schwerem. Ausgelöst durch erzwungene Erregung und Aufregung. Aus dem Feld ist nicht mehr herauszukommen, solange etwa ein Nachbar-Blick möglich erscheint. Das Schwere ist zu schwer. Das Leichte zu leicht. Was fehlt ist: Erdung und ruhiger innerer Verweilraum. In dem Zustand ist es nicht möglich, jemand in nur irgend verbindender Weise zu erreichen. Blicke aus dem ›zu leichten‹ und ›zu schweren‹ können wie ›Irre‹ erscheinen. Die Mitgift der Täterinnen einst, noch immer. In einiger Entfernung, wo ich mich sicherer fühle, habe ich dann nichts als Wärme-Bedürfnisse, aus diesem Mangel heraus, insbesondere nach unbekannten Männern. Und manchmal kommt etwas Wärme durch einen Blick in mich hinein.‹«

 

 

 

»Erdung und ruhiger innerer Verweilraum.«

 

 

 

»Vorrangiges Ziel aber ist es«, habe T. gesagt, »eine Art Blitzstrahl aus mir selbst, der in sich als Leben verstanden wird und unberührt von all dem bleibt. Keine Einzelbewegung, sondern ein Lebensbewegungsspielerisches, mit dem ich frei bleibe. Ich weiß nicht, ob ich noch verständlich bin.«

 

 

 

»Für mich gehört es zum Wichtigsten«, sagte sie, »bei gewisser Menschennähe nicht unfreiwillig anzugreifen. Natürlich nicht physisch.«

 

 

 

»Vogel-frei in diesem geopferten Sinne. Wirklich da: meine Energie zu finden.«

 

 

 

»Ja, ich wäre gewissermaßen gern für alle in Ordnung gewesen.

 

Diese Illusion.«

 

 

 

»Februarsonne in Sonntagsstadt. Als fände sich alles hier noch im Schutz des frühen Jahres.«

 

 

 

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»Die wahrsten Sätze des Begehrens kann ich nicht veröffentlichen.«

 

 

 

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»Wie gut es ist, für alles Geduld zu haben, bei Menschen, die so sehr gemocht werden.«

 

 

 

»Quelle ganz anderen Ursprungs aus sich heraus.«