»Genauestens das Bild vor Augen angesehen.«

 

 

 

»Er hatte so sehr verstehen erlernt. Es geht aber oft um Konzentration, die sich nicht zu sehr auf ausgelegte Fallen einlässt. Sondern graden Strich zieht zur nächsten Etappe.«

 

 

 

»All die Versuche, die nicht wirklich passten.«

 

 

 

»Und wieder ließ ich mich zurück«, sagte er, »mit einem mehr oder weniger idiotischen Abdruck.«

 

 

 

*

 

 

 

»Ging es darum«, fragte Marcel, »dass er die eignen Ressentiments und Kränkungen bzw. kleinen und größeren Verstöße zu manchen andern hin nicht überwand und auch nicht überwinden wollte?«

 

 

 

»Anruf morgens 20 vor 7. Ein Asiate mit unlauteren Absichten. Eine Haltung, die nicht verletzt werden könnte, was nicht stimmen wird. Aber in der Wirkung ohne Scham, ohne Empathie, ohne Angriffsfläche. Dagegen wäre nichts zu machen, was ebenfalls nicht stimmt. Aber schwerlich gegen deren Ausbreitung: Wären es die neuen Herren des vielfach Erbrochenen.«

 

 

 

»Zahnreinigung«, sagte Carl. »Sie hielt Kontakt zu meinem Körper mit ihrer Brust, und wenn das einmal nicht so war, stellte sie ihn wieder her, als sei da ein Bedürfnis, bildete ich mir ein? Wenn es kein Bedürfnis war, müssten es Taubheit oder Unbedarftheit sein, sie machte aber gar keinen tauben und unbedarften Eindruck. Aber es war auch mein Bedürfnis«, sagte Carl, »sonderbare Intensität der Wärme und Wohlgefühl durch solchen Körper-Kontakt.«

 

 

 

*

 

 

 

»Die verbreitete Art, in Machtposition durch Aussparendes sozialen Schein herzustellen, bei dem

 

die gesamte Gerechtigkeitsdimension unter den Tisch fällt.«

 

 

 

»Völlige Anonymisierung gegenüber ehemaliger Mitschülerin. Gelang gegenüber der Wunde nicht.«

 

 

 

»Ich will das nicht mehr hören, was mir so klar ist, ich will lieber . . .«

 

 

 

*

 

 

 

»Einer Atmung so nah sein zu wollen, war Beziehung.«

 

 

 

 

 

 

  

 

 

»Inmitten von Überschwemmung. Ja, es tat mal gut, sich dem zu stellen, all das mit zu reinigen, in Ordnung zu bringen. Aber im abgedämpften Licht des Wohnzimmers war sie eigentlich da: meine Existenz des Geheimnisses.«

 

 

 

»Ich möchte mein Gefühl, wie es gerade ist.

 

Kein Konzept des Kopfes, das über das Gefühl gelegt wird.«

 

 

 

*

 

 

 

»Lange mitgeholfen, machte mir kein gutes Gefühl. Tätig gewesen wie für mich selbst. Entfernte mich vom Faden.

Reichte die Verbindung dahin nicht?

Auch das lähmte«, sagte Carl, »was als so normal gilt: seine Zeit zu geben für Berufliches. Verlor eignen Faden, einst.

 

Doch ein anderes Leben, für einen andern etwas zu tun. Alles wird weiter und freundlicher?

Wird ein Mensch zum Monster, wenn er nur noch etwas für sich tut?

An all dem etwas dran.

Doch für mich das größte Privileg: meinen Faden, bei möglichst viel Zeit, im oft magischen Raum zu spannen.«

 

 

 

*

 

 

 

»Wenn die Basis der Verbindung nicht geklärt ist, schwächt es die Beziehung.«

 

 

 

»Wenn da keine sichere Kultur des Miteinander-Sprechens

 

ist.«

 

 

 

*

 

 

 

»*Negative Erregung* und ihr Wirkfeld

in einer Sekunde aufgebaut wurde.

Nach Stunden noch nicht abgeklungen.«

 

 

 

»Wenn nur ein Ding 'aus dem Ruder läuft', scheint vorprogrammiert, dass Erregung ihn *gewalt-tätig* macht. So viel zum Loslassen, so viel zur Weisheit.«

 

 

 

»Gibt Erregungsausmaße, die Leben *versauen*. Bei eigentlichem Wahrnehmungswunder, die Erregungsfähigkeit, dann *immer wieder – was hervorbringt*?«

 

 

 

*

 

 

 

»Wie lang ich«, sagte Carl, »und wie sorgfältig über diesen Texten saß, sozusagen über dem Ausdruck meiner Seele.

In großer Müdigkeit – ungenügender Bewusstheit, ja immer – überspielte ich diese Datei, die ich eben noch hatte sichern wollen.

Alles nun weg. Entspricht ganz dem Verschwinden im Universum. Seiner Heillosigkeit.«

 

 

 

»Besuch wurde erwartet. Wegmachen hieß es nun, ›aufräumen‹ genannt.«

 

 

 

»Ich erwachte und Gott in mir hatte alles korrigiert. Alles.«

 

 

 

*

 

 

 

»Nachdenken über ihre Art der Anfälligkeit.«

 

 

 

»Corona. Mit der Gewöhnung, das ist unheimlich: Jetzt erscheint es schon zutiefst sonderbar, dass ein Laden überhaupt wieder aufhat: Licht brennt, da ein Mensch steht.«

 

 

 

»Wenn ich früher schon alles aufgeschrieben und hätte veröffentlichen können, wäre viel anders verlaufen.«

 

 

 

*

 

 

 

»Leichtes Rätsel. Aus 2 macht 3, und 3 steht fortan im Zentrum.«

 

 

 

»Aus der Frau geboren, das sagt ja schon alles«, sagte Carl, »ist keine Abwertung der Frau, könnte ebenso sagen, vom Mann her geboren. Keine Abwertung . . . Bemühung um realistische Einschätzung.«

 

 

 

»Brandgefährlich ist es auf der Erde.«

 

 

 

*

 

 

 

»Ich habe mir eine Sonderposition zuerkannt«, sagte Carl. »Manchem könnte herausrutschen aus Bequemlichkeit, und tatsächlich stellt sich dabei manche Frage. Ich habe Gründe. Aber beanspruche diese Lebensart inzwischen auch grundlos. Weil es mein einziges Leben ist.«

 

 

 

»Eine Beziehung im Innern nicht beenden, aber ›auf Probe‹ umstellen, ungeahnter Zuwachs an Befreiung.«

 

 

 

»Befunde dingfester machen, nicht mehr einfach durchgehen lassen.«

 

 

 

*

 

 

 

»Heute werden meine Eltern gegen Covid 19 geimpft. Ich habe Angst, dass sie mit dem so kurz und wenig getesteten Impfstoff meine Eltern umbringen.«

 

 

 

»Ärger ist nie gerechtfertigt.«

Ein Leitsatz aus »Ein Kurs in Wundern« (Helen Schucman).

Liest man sich ein, wird ein hohes und sinnvolles Ziel ersichtlich.

 

Zugleich eine »moralische, absolutistische Keule«: *Ärger ist gerechtfertigt* entspräche der Anerkennung von Reaktionen auf der Ebene des Nervensystems. *Ärger zu empfinden* ist normal und gesund – und entscheidend im Weiteren Art des Umgangs. Um eben nicht dahinzukommen: dass Ärger zerstörerisch wirkt.

 

 

 

»Dort, in dieser Situation, unter diesen Bedingungen, war schnell Schluss mit Fähigkeit zur Erschließung.«

 

 

 

*

 

 

 

»Ich habe diese Neigung, wenn ich eine Frau richtig mag«, sagte Carl, »oft Kontakt zu ihr zu suchen, über die Hände, meiner Liebe und Zärtlichkeit irgendwie Ausdruck zu geben, immer wieder zwischendurch, beim Spazieren, sonst wo. Und erlebte manchmal, dass in der Hand des andern 'gar nicht so viel drin war', und es kam schon mal ein Wort, sicher nicht willkürlich, wie ›Streichelfaulheit‹. Zu sehen, dass die Frau sich ggf. streicheln ließ, aber selbst kaum bzw. gar nicht in dieser Weise in Kontakt ging, bis Zuwendungen dieser Art schließlich ganz ausblieben. Es ging vermutlich eher darum, das zu machen, was sie interessierte, dann um Gruppenenergien und kollektive Energien. Und wenn Entscheidungen anstanden, war die Sache oft klar: die Gruppe, das Kollektiv wurde unmissverständlich vorgezogen.«

 

 

 

*

 

 

 

»Sie stand da, in dieser Situation, und konnte nicht anders.«

 

 

 

*

 

 

 

»Sie nahm ihre Dominanz absolut in Anspruch. Der andere konnte sich anpassen oder es sein lassen. Unausgesprochene Geringschätzung für dasjenige des andern im Raum.«

 

 

 

*

 

 

 

»In jenem Sprechen fehlte ein Wort wie ›gerne‹.«

 

 

 

»Will Dasein als 'Achterbahnfahrt' nicht mehr«, sagte Carl, »jetzt ein ruhiges Leben, notfalls ohne Beziehung.«

 

 

 

*

 

 

 

»Der Mensch, der keine große Hintergeschichte der Verarbeitung hat, ist – ab gewissem Alter – ein schwer erträglicher. Kindanachronismus.«

 

 

 

»Mein Weltverhältnis«, sagte K., »Verhältnis zu mir selbst ist eines der Verunsicherung. Als sei etwas wie eine Bombe in mich geschlagen und jeder Schritt seither oder noch immer – auch – eine Art Rechtfertigung vor mir selbst und anderen.«

 

 

 

*

 

 

 

»Wenn mal etwas bei mir 'aus dem Ruder läuft'«, so K., »Wünsche darf man haben, hätte mir gewünscht, dass Partnerin einfach mal sagen würde: ›Was ist jetzt hier los . . . Wie kriegen wir das wieder hin?‹

Stattdessen existierten wohl beide in einem Kontaktverhältnis des . . . schwer zu sagen . . . des . . . Getroffenseins?

Was macht ein Getroffener?

Registriert still . . . um das Auf-ihn-Zukommende . . . zu erklären und zu ordnen und

führt im Grunde Kampf

aufs Blut.

Auch so, ach so

sah Beziehung aus.«