Marcel meinte bei seinem Festnetzgerät die Taste zu drücken, mit der alle hinterlassenen Nachrichten des Anrufbeantworters abgespult werden, und erreichte mit insgesamt genau zwei Fingerkuppenbewegungen ein Geräusch, mit dem die Nachricht »Basisdaten gelöscht« auf dem Display erschien, das hieß: alle 22 Nachrichten aus einem Zeitraum von drei Jahren waren gelöscht. Nachrichten, die er aufgehoben hatte. Ohne Sicherung, unwiderruflich gelöscht.

 

15 von den 22 Nachrichten kamen von ihr; eine dunkle, ganz ehrliche Stimme, die ihn manchmal beim Namen nannte; manchmal klang sie, diese Stimme, so verloren, vertrauensvoll ihm gegenüber.

 

Und erst jetzt, da die Nachrichten verloren waren, dachte er erweitert über sie nach:

 

Wie klang sie, als sie noch Vertrauen zu ihm hatte?

Wie klang sie, als sie kein Vertrauen mehr zu ihm hatte?

 

Ihre verschiedenen Saiten. Wie 'zutraulich' und verständnisvoll sie sein konnte. Wie wehrhaft und gnadenlos sie sein konnte. Oder welche wären die besseren Wörter? Wie verloren und allein sie sein konnte. Und wie energisch sie auf ihrem Weg war und wohl ist. Darauf bedacht, so vieles hinter sich zu lassen.

 

Die 'Fehler', die er ihr gegenüber gemacht hatte, wurden ihm so ganz bewusst. Er hatte sich in zwei bis drei Punkten 'unmöglich' verhalten. Unverzeihlich. Jedenfalls wäre »unverzeihlich« nachvollziehbar. Er tat etwas, was er gar nicht so oft bei sich selbst erinnert: er hatte sich gerächt. Nach Verhalten von ihr, mit dem bei ihm alles quer stand.

 

Er erkennt, dass er sie wirklich geliebt hat.

Er erkennt, dass das Licht zwischen ihnen nicht mehr dasselbe sein würde.

Er erkennt, dass sie eine 'unreife Beziehung' hatten.

Er erkennt, dass es kein Zurück oder keinen Neubeginn geben kann, und hält das, nach allen Abwägungen, für richtig.

Es ist nur das: Er erkennt, dass er sie wirklich geliebt hat.

 

»Basisdaten gelöscht«. Der Telefonapparat lässt sich in den Ausgangszustand zurücksetzen, das Leben nicht.