Lichthof 11: Freiheit

 

 

 

 

 

Transformationsfähigkeit eines Kusses

FREIHEIT BEI AUFHEBUNG VON POLARITÄT

TOD UND FREIHEIT

 

 

 

 

 

Transformationsfähigkeit eines Kusses

Sanfter Durchbruch, und zwar durch einen Kuss. So lange und in so Schwindel erregender Freiheit, dass alle Problematiken ihren Aggregatzustand verließen und so weitgehend auf Weiteres abflossen.

 

 

 

FREIHEIT BEI AUFHEBUNG VON POLARITÄT

Ein Mensch realisiert seine Freiheit – auch – auf dem Hintergrund von Gegenteilen. So gewinnt er häufig seine freiheitliche Identität in Absetzung davon, was ihn verletzt hatte oder ihm, schlicht gesagt, nicht gefällt. Damit aber befindet er sich in einem unfreien Verhältnis; seine Freiheit, genau genommen, ist keine, weil grundiert von Gegenteilen. So handelt es sich bei erlebter Freiheit oft um einen Freiheitsanklang, bestenfalls um ein Freiheitsfeld, das sich ausdehnen kann, aber jederzeit wieder zurückfallen kann und zurückfällt in das jeweils gewählte und aufrechterhaltene Gegenteil. Und mündet somit – wohl regelmäßig – in Unfreiheit.

 

 

Anders aber wäre es, wenn ein Mensch nicht mehr nach etwas Gegenteiligem griffe. So Ajahn Brahm (in »Jeder Lotus hat ein schönes Herz«): »Letzten Endes verschwinden alle 'Haken', an die du den Hut deines vermeintlichen Ich hängen könntest. Das ist beängstigend.«

 

 

Nicht mehr in sich nach etwas greifen würde bedeuten:

 

 

Nicht nach Gedanken und

nicht nach Gefühlen greifen.

Weder antizipieren noch erinnern noch imaginieren.

Sondern: kommen lassen und gehen lassen.

Am besten bei vielem: es erst gar nicht aufkommen lassen.

 

 

So gingst du durch die Fußgängerzone und hattest kaum Gedanken, kaum Gefühlsfelder, die von der Wahrnehmung abhielten. Es wehte frischer Novemberwind. Und sahst so klar auf Menschen, Gegenstände und einzelne Natur.

 

 

Und gingst momentweise ganz befreit

von allen Mustern dahin.

 

 

 

TOD UND FREIHEIT

Carl, der sich also im Alter von 18 Jahren selbst getötet hatte. Als seist du mit 18 selbst zu Tode gekommen. In einem bestimmten Sinne war das so. Das Unheimliche und zugleich unvergleichlich Klarheit stiftende war plötzlich, dass du von deinem 18. bis 56. Jahr, also bis heute, auf dein Leben sehen konntest, als habe es nicht stattgefunden, beziehungsweise: als sei es nur eine (schlechtere) Variante gewesen, wenn auch mit weiterführender Auswertung; als habe es – weil »totes Leben« – definitiv gar nichts mehr mit dir zu tun. Es war: FREIHEIT