Kreta 16.10.

Erinnerung daran, sich an etwas stark festgehalten zu haben, weil solche Angst empfunden wurde, und es erst später eigentlich gemerkt zu haben. Worauf deutete es?

 

 

Gedächtnis:

 

 

Jemand, der an jenem Überfall auf dich einst beteiligt gewesen war, in einem Frühstückscafé gesehen, viele Jahre nach dem Vorfall.

Wirkungen:

Nervenzittern, tief innen.

Innerer-Stärke-Verlust.

Festzustellen, wie normal und aufgeräumt, achtsam und gut eingeübt in Verhaltensweisen du bis dahin gewesen warst.

Doch schlugst bei einer einfachen Handreichung mit etwas gegen etwas, was sonst nicht passiert wäre.

Es rutschte auf dem Frühstückstablett, das du in Händen hieltst, etwas zusammen, das sonst in wohltuender Kontrolle geblieben wäre.

Zu den Wirkungen gehörten also:

Achtsamkeitsverlust.

Motorische Beeinträchtigung.

Souveränitätsverlust.

 

 

Da im Verhältnis zum Täterkollektiv nie ein, in dem Sinn, echtes menschliches Gefühl gegründet und ausgetauscht worden war, war es auch jetzt »Macht-Raum oder Kleinhaltungs-Raum«, der vordergründig ins Bewusstsein geriet; beides in keinster Weise von dir gewollt aber schwer – noch jetzt – herauszubekommen. Weil Missbrauchshandlungen einst tief in die Nerven eingedrungen und abgelagert worden waren.

 

 

Wie frei davon, im Verhalten spürbar, hingegen die junge Bedienung.

 

 

Während du von innen heraus einem »Verhässlichungs-Prozess« unterlagst, der im Weiteren darin bestand:

Nicht mehr offen sein zu können.

Keine eindeutigen Botschaften mehr senden zu können.

Nichts eindeutig Wohltuendes mehr im Gefühl vorzufinden.

Keinen Blick in dem Sinne mehr zu haben: Niemand jetzt mehr frei ansehen zu können.

Bewirkt durch die »Zwangserinnerung« einstigen »Gesichtsverlusts«.

Jede gerichtete Aufmerksamkeit jemand gegenüber endete nun in einem verheerenden Abgrund.

Keine sexuellen Empfindungen mehr.

Keine Möglichkeit jetzt mehr, in angenehmer und durchlässiger Weise einer Frau zu begegnen.

Und, im Sinne eines archaischen Heilungswunsches, sich gerade jetzt einer Frau zuwenden zu wollen.

Was aber nun stattfand war: Vermischung von »akuter bzw. aktualisierter Opferdisposition« und »Geborgenheitswünschen« verknüpft, in diesen Momenten, mit Aussichtslosigkeit.

 

 

Mittels Gedächtnis breiteten sich die Kontexte des Blamiertwerdens und der Ausgrenzung nun immer weiter aus.

Weitere Wirkungen auf die Nerven waren:

Am Frühstückstisch fiel ein Stück Käse auf den Fußboden, was dir an diesem Ort zuvor nie passierte.

Also nur vermeintliche Ungeschicklichkeit.

Etwas am Körper tat weh – weil sich eine Körperstelle zu sehr festhielt, aus Furcht und Anspannung, ohne es gleich bemerkt zu haben.

Energetisches In-Unordnung-Sein.

Nur noch beobachten zu können, wenn überhaupt; bei jedem Handlungsversuch sich physisch zu verändern.

Der primäre psychische Zustand, aus dem heraus du wahrnahmst, nun: Kälte und Dunkelheit

(die nicht erfasst werden mit herkömmlichen Vorstellungen von Kälte und Dunkelheit).

So lachte eine mittig wirkende Frau arrogant anmutend über dein Gesicht hinweg, als du deinen Blick gehoben hattest.

All das bewirkte weitere Reizungen.

 

 

Das Gehirn erschien wie zusammengebrochen:

Kontur für das Einzelne ging verloren

(Entdifferenzierung von Wahrnehmung).

Der Wert von etwas, das zuvor wertvoll für dich war, wurde nicht mehr empfunden.

So beschädigtest du – bei vermeintlicher Unachtsamkeit, die jedoch eine Nervenwirkung war – selbst deine Brille (ein qualitativ hochwertiges und teures Glas, auf das du zuvor wie auf deinen Augapfel achtgabst).

Noch in der Nachwirkung – nach x Jahren – fügtest du dir also selbst Schäden zu, die auch in der materiellen Welt schmerzlich ersichtlich wurden.

Das war der Punkt, an dem du »plötzlich« nur noch hättest schlagen können.

Und einst? warst du weit weniger reflektiert und dem Verhältnis von Lähmung und Aggressivität in noch weit unkontrollierbarerem Maße ausgeliefert.

 

 

Diese Tendenz, wie festzustellen war, dass sich mit dem entdifferenzierten, durchgebrochenen, im Grunde krank gemachten Nervenstrom schwer innehalten lässt. Und wenn es so ist, ist es oft unumgänglich, dass das eigene Verhalten dramatisch abweicht und Unheilsmoment an Unheilsmoment gereiht wird.

 

 

Aber auch Innehalten, in diesem Zustand, ist keine »Lösung«. Weil Veränderung dann noch offensichtlicher wird.

 

 

Weitere Wirkungen:

Außerkraftsetzung des Humors.

Spürlosigkeit bei vielem, was zuvor sensibel und sinnlich reich entfaltet wahrgenommen wurde.

Hartwerden von Körperstellen.

Zeitweise kaum mehr eine »freie Lücke« in sich wahrzunehmen.

 

 

Du wolltest diesen Menschen, den du hier, an diesem Frühstücksort, gesehen hattest, nicht »abstrafen«. Sondern fandst es vor allem peinlich, bedauerlich, unangemessen, ihm einst in der Weise überhaupt begegnet zu sein.

 

 

Äußerlich saß derjenige da wie ein »normaler Mensch«.

Aber du hattest mitbekommen, wie anders es ausfallen konnte.

 

 

Alle Wirkungen waren also noch da.

 

 

Und da niemand anderes um die Zusammenhänge wusste, wurdest du – in Momenten psychischen und physischen Abweichens von normalem Verhalten – entsprechend angesehen und behandelt.

 

 

Gab es Vorzüge dieser Disposition?

Ja.

Besinnung auf grenzenloses Geben von Wertschätzung und Liebe. Als könnte dort etwas wettgemacht werden. Im Ausdruck von gelebten Haltungen und, in Beziehung, etwa von Streicheln und Zuhören.

Der Menschlichkeit, in dem Sinn, näher zu sein.

Aufmerksamkeitsschärfung.

In sozialen Prozessen sensibilisierter dafür zu sein, was dort wirklich problematisch ist.

In echtester und konsequentester Weise selbst gut sein zu wollen.