Es schlug der Blitz ein. Es nahm mir den Boden. Alles unzureichende Wörter.

 

Das Erste, was ich machte, ich lief hin und her. Kaum ein Gedanke konnte sich mehr platzieren.

Waren augenblicklich überformt von etwas sie Übersteigendes.

 

Ich machte nicht mehr, was ich bis dahin machte.

 

Ich aß nichts mehr.

Nur noch das Allernötigste.

 

Ich ließ mich nicht mehr blicken, wo ich regelmäßig aufgetaucht war.

 

Selbst im Internet ging ich nicht mehr an jene Stellen, wo ich täglich etwas Wärme bezog.

 

Etwas Blitzartiges hatte sich in mich hineingebohrt.

Ein fremdes Element gleich dem Tod.

 

Ich hörte auch mit Dingen auf, die ich bis dahin nicht lassen konnte. Fasste mir nicht mehr in die Nase, gebrauchte keine Wattestäbchen mehr, kratzte nirgendwo mehr, so sehr es auch irgendwo juckte.

Hörte keine Musik mehr.

 

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Ich blickte auf das, was mich umgab

als Toter, so weit jemand dies im Leben sein kann.

Aber so, als stünde ein unbestimmtes anderes Leben in Aussicht.

 

Ich sah den Skandal nun ganz, der von jedem Leben täglich aufgefahren wird.

 

Ich war ein Heiliger geworden, der nur noch Gutsein kannte.

 

Ein Gutsein, das demjenigen im Christentum glich

von dem ich zu wissen glaubte, dass es so nicht funktionierte

und längst schiefgegangen war.

 

Es glich dem Gutsein meines Vaters mir gegenüber, als ich Kind war.

 

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Ich hörte auf, Frauen zu begehren.

 

Obgleich ich zu wissen meinte, es gibt diese Zielformel nicht, die meinem Zustand unterlegt zu sein schien.

 

Es gab niemanden mehr, den mein inneres Freundsein aussparte.

 

Welche Aufmerksamkeit und echte Freundlichkeit hatte ich Menschen denn noch gegeben.

 

Ich kam mir, wie ich bis dahin gewesen war, als ein ungeheuer verderbtes Wesen vor.

 

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An diffizile Schwierigkeiten oder Erwägungen, die ich bis dahin gehabt hatte, kam ich nicht mehr ran. Sie waren mit überformt worden.

 

Es hatte etwas von Hölderlins Schlag «ins Aus«.

Nur dass ich «nicht verrückt geworden war«, etwas, dem kein Krankheitsbild zu unterlegen ist, sondern ein Gegenteil ist.

 

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Etwas sagte zwingend in mir, es sei nun am Besten, «mit nichts« auszukommen.

 

Ich erledigte andererseits endlich nötige Sachen, die lange liegen geblieben waren.

 

Jede Resteitelkeit hörte auf.

 

Es war eine Beförderung zu Gott.

So weit es sie denn gibt.

 

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Ich hörte so tief hinein in alles, was mich umgab, noch weit tiefer.

 

Und erinnerte mich, dass ich einmal ein guter Mensch hatte werden wollen.

 

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Warum war ich es denn nicht geworden?

War dem überhaupt so; war ich ein guter Mensch?

Ein klares «Nein« sprach sich.

 

Alles schien mir davon auszugehen, dass das Gutsein mit dem Vater sich nicht fortgesetzt hatte.

 

Aber es setzte sich doch fort.

 

Aber ich hatte an vieles nicht glauben gekonnt, woran es hing.

 

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Ich fiel noch einmal ins Gebet.

 

Es war sehr lange her gewesen, dass ich wirklich gebetet hatte.

 

Das Gebet jetzt war absolut und es gab keine Zweifel.

 

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Ich suchte meinen Stellenwert zu ergründen. Unter oder über nochmals neuer Voraussetzung.

 

Welche Gnade mir im Leben zuteil geworden war.

 

Und es schien größere Gnaden zu geben.

 

Ich begriff noch deutlicher, dass in manchem «Fall« Reue nichts mehr ausrichten konnte.

Weil die Prozesse gelaufen und abgeschlossen. Psychisch erstorben waren.

 

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Ich sah in meine Wohnung, sah auf meine Sachen und es war mir, als sei ich schon nicht mehr hier anwesend.

Als müssten sie bereits von anderen gesichtet werden.

 

Es war diese Erfahrung: Es schwanden sehr weitgehend alle Sinne. Und etwas kam noch hinzu.

Und es ist naturgemäß schwer zu sagen, was da blieb.

Sich auftat.

 

Ich will es beibehalten: jeden Moment hebt ALLES in sich «aus den Angeln«, zugleich übergibt es sich einem größeren Vertrauen.

 

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Sie steigt und steigt, die Überformung: in den Tod, ins Leben. In welches?