Ein Tag, an dem ich nicht mehr aufstehen möchte. Dabei bin ich bereits aufgestanden und sitze vor einem dampfenden Kaffee auf der Terrasse in der Morgenfrühe. Der Wunsch ist wohl der: in ein umfassendes Bewusstsein einzugehen.

 

Doch das „umfassende Bewusstsein“ ist ein Traum. Vielmehr ist es das Erschrecken – ist es das, was ist es? –, wie tot und still es bereits in Erinnerungsräumen von gestern. In großer Verdichtung zuckt da noch etwas, das nicht mehr von seiner Stelle kommt, weil es bereits aufgehört hatte und der Verfremdungsstoff der weiterziehenden Zeit es in Todesnebel gehüllt hat.

 

In diesem Nebel, der nur eine Metapher, realiter noch etwas anderes ist, suche ich eine bestimmte Erinnerung zu bergen. Aber das erscheint so, als wollte jemand in einem Kessel, in dem bereits alles zu Einem verdampft, eine Kontur zurückgewinnen.

 

Auch wüsste ich gerne, wie es dem ein und anderen, dem ich nahestehe – wie nah stehe ich ihm? –, gerade ergeht.

 

Auch und gerade hier gibt es kein „umfassendes Bewusstsein“.

 

Das Reisen mit Partnerin tut gut. So verschieden wir sind, so selbstständig jeder, und ihre Art, ihre Mischung aus Sprechen und Schweigen, trägt mich  .  .  über manches hinweg.

 

Als ich in der Nacht die „Kinderleiter“ zum Jugendherbergsetagenbett stieg, oder am Morgen aus der Dusche trat, fühlte ich, dass ich wie es Mutter einmal sagte „ein älterer Herr“ geworden … Und stöberte bei dieser Erinnerung in zurückliegenden Zeiten und vermisste vor allem Details im 'Todesnebel der Psyche'.

 

Lese von Neuem das ein und andre bei Rilke an, so viel Hoffnung und Leben darin, wo ist er jetzt?

 

Nochmals denke ich an das erschaute Bild, das nicht zum Foto wurde. Tatsächlich möchte ich kein anderes aus naher Zeit, sondern dieses. In verwandter Weise empfinde ich Schmerz über jeden 'authentischen Moment', den ich nicht erreicht habe.

 

Ich brauche gerade morgens diese Ruhe, um diese Masse, die sich in Nacht tief abgesetzt hatte, aufsteigen zu fühlen … Wie schrecklich war das als Schüler schon, Zeitwillkür. Völlig fehlende Spiel-Räume. Brauche das, bis ich auf einem Level bin, morgens, auf dem ich einigermaßen kommunizieren kann und möchte.

 

Die Vorwärtsbewegung aus der engen Dusche, über die Stufe, im Gegensatz zur Jugend kommt nicht Beweglichkeit hinterher, sondern relative Ungelenkheit. Quasi auf Voraussicht angewiesen. Das fehlte eben Jugend: Voraussicht.

 

Tage durchstehen. Manchmal der Gedanke noch: Ich habe doch schon so viele Tage durchstanden. Wo bleibt denn der Lohn …? Er liegt darin, wie man den Tag durchstand und was daraus gezogen wurde.

 

Abweichung. Bietet Raum für Nichtung von Ernst, dem wenig Ernst zusteht.

 

Fahrt Richtung Basel.

 

Mit einer Notiz mache ich mir selbst ein Geschenk. Überreiche mir selbst Geschenke, die in meinem Leben ausblieben. –

 

Der Weg zur Quelle führt gegen den Strom.

(Sprichwort aus Afrika)

 

Basel

Große, ausatmende Zufriedenheit eines kleinen Mädchens, das von ihrem Roller absteigt. So, mit Blick auf den Sommer-Rhein, als habe sie alle Abenteuer bis hierhin bestanden.

 

Hoher Angenehmheitsgrad älterer Bedienung, psychische Weite und nahe Verbindlichkeit.

 

Gegenwartserleben in dem Grad, in welchem du nicht von der Wunde weggeholt (entfernt) wirst.

 

Jede Nuance in seinem Leben als scharfes Bild imaginiert. –

 

In einem Parkhaus als Folge einiger Tücken plötzlich in der Situation, nicht mehr im Besitz des Tickets zu sein, was mit überhoher Gebühr abgestraft usw. Eine Frau geht mit mir in ein großes Gebäude aus Glaswänden und erhält dort ein Ticket, mit dem ich kostenfrei das Parkhaus verlassen kann. Sie hat etwas vom freien und helfenden Geist, den ich an mir selbst aus der Jugend kenne, als habe sie sich ersten guten Menschenglauben ganz bewahrt.

 

  

 

Jugendliche, die aus einer fast leeren Jugendherberge eine voll besetzte machen. Ungeheurer Energiestrom, der Treppe rauf, Treppe runter treibt. Vereinzelt sitzen draußen welche, mit einem alkoholischen Getränk, lassen Beine baumeln, sehnsuchtsvoll, liebeskrank.