Stürzen der Partnerin. Liegt einfach auf dem Asphalt.

 

Mit Boot eine Stunde durch Strasbourg. So vielen Daten nach brutale Stadtgeschichte, gäbe es irgendwo eine andere? So formt sich nun ein Bild: einer, ringsum johlende Menge, ertränkt wird.

 

Warum macht (mich) eine Unternehmung dieser Art so müde? Wie mit Partnerin Kleid aussuchen gehn, dabei findet sie allerdings auch kein Ende. Weil es mich nach ersten Momenten der Spannung zutiefst langweilt, kantig und unfreundlich wird, nicht dass ich es wollte.

 

In dieser Weise litt ich auch unter Arbeitsstellen einst, an denen sich Personen aufhielten, mit denen ich nichts machen konnte und wollte.

 

Hinzu kommt jetzt, dass Regen einsetzt, Läden und Phänomene wiederholt dem Blick zufallen: Strasbourg als Kurzaufenthalt scheint bereits erledigt  .  .

 

Hotelzimmer zu zweit (nicht machen können, was man will, bei so begrenzten Mitteln), unentwegt Geräusch von Straße, gewöhnlich anmutende Tagesfarbe, Unaufgeräumtheit außen wie innen.

 

So erinnert man sich  .  .  bitterste Erkenntnisse. Was ich mir „gefallen ließ“, von einstiger „großer Liebe“, auch bei zweiter Begegnung x Jahre später. Ich hätte sie gleich herauspeitschen sollen aus meinem Leben  .  ., so wie ich es auch zuerst gefühlt hatte. Jede Empathie überflüssig, war nur Einfallstor für was?

 

Wenigstens weiß ich jetzt das.

 

»Würdest du so leben wollen, wie die tot sind?« – Die immer virulente Frage stellt sich nicht allein vor Gräbern, gleich welcher Ausstattung, sie stellt sich ganz allgemein angesichts der erdrückenden Übermacht des Vergangenen, die nicht anders, nur gespenstischer anmutete […]

Die Übermacht der Vergangenheit ist die Übermacht der Kausalität, des nexus rerum universalis, in den auch die Wertungen hineingehören, denen die Lebenden unterliegen.

(Ulrich Schödlbauer, Leben)

 

Allein in der Cathedrale

 

entfaltete sich m/ein Wesen

 

Seele, im Zustand ihres Gemordetwerdens.

 

Junger Typ, noch um 15 Uhr unter Brücke schlief.

 

Am Abend noch einmal lange in der dunklen Cathedrale gesessen.

 

Was alles kam; solche Trauer.

 

Du, die man niemals vergißt,

die sich gebar im Verlust,

nichtmehr begriffenes Fest.

Wenn an unsichtbarem Mund,

Sturm in der Säule, die trägt,

Wanderers Sturz in den Weg,

unser, an Alles, Verrat …: Gong!

(Rilke)

 

Vater Mutter in Kindheit

so unendlich geliebt.

 

Carl, der sich bereits von allem trennte, mit 18.

Ohne Gespräch. Ohne Aufzeichnung.

 

Noch heute so Verwachsene – auch eine Rolle –, liegen in vielbegangnen Gassen, strecken Bettelbecher so nah entgegen.

 

Es gibt andere Fälle, z. B. die Vorratshaltung an Guten und Bösen, an Schurken im Weltmaßstab, die dem Betrachter atemberaubend erscheint und sich ungeniert beliebiger Individuen bedient, die durch die Zufälle der Geburt in ihre Netze geraten. Auch die Konstruktion der Vergangenheit schafft ihre Ungeheuer: Zwitterwesen, die weder ganz vergangen noch ganz gegenwärtig sind, halb Mensch, halb Dämon, klauenbehaftet, beliebig zitierbar, bis zur Unkenntlichkeit kenntlich.

(Ulrich Schödlbauer, Leben)

 

wie fein die Glocken in der Cathedrale erklingen.

 

Blutraum             um das Kreuz.

 

Mädchen lockern Trauer auf. Oder wie wäre es zu sagen?

 

In einem angeblich guten Lokal an schöner Stadtstelle stimmt zwischen dem, was man bekommt, und dem, was man gibt (bezahlt), nichts mehr. Der Ärger bewirkt, dass ich nun fast gewöhnlich auf die Cathedrale sehe. Und Erinnerung an die Klage, dafür überhaupt anfällig zu sein.