.  .  in diesen Tagen und weiterhin spüre ich, dass mein Gefühl nachzuwachsen, nachzureifen hat. Es ist so viel passiert ohne Pause, und so fühle ich, dass ich langsam etwas zur Besinnung komme. Es ist viel geschehen, die Trennung von M nach 17 Jahren, ich war gerade dabei, in meiner bis dahin mehr oder weniger verlassenen Wohnung wieder mich einzurichten, als ich dich kennen lernte. Das ist jetzt kein Auftakt trennender Zeilen zwischen uns, vielmehr möchte ich dir schreiben, wie es mir wirklich geht. Ich bin viel unterwegs und suche nach neuen Orientierungen, damit meine ich Bereiche, die etwas „abgekühlter“ als Biodanza und doch wärmend sind, das heißt, ich gucke mir einfach an, was es in der Gegend so gibt. So bin ich z. B. auf ein „Bürgerbüro“ gestoßen, wovon ausgehend Bürger sich zusammensetzen und die Stadt menschenfreundlicher zu gestalten suchen, nichts eigentlich für mich, aber doch sehr interessant und mit viel Sympathie von mir begleitet. Oder ich bin einfach mal in ein „Schlaf-Zentrum“ (unweit meiner Wohnung), das ich noch nie gesehen hatte, eingetreten, und habe dort fast eine Stunde mit einer Frau hinter quasi verschlossenen Türen gesprochen, die mir einen Überblick darüber verschaffte, was dort gemacht wird. Nichts, was mich näher interessiert, und doch interessant. So war ich auch bei Ärzten, die feststellten, dass sich tatsächlich Ekzeme sowohl in Nase wie Ohren befinden, anlagebedingt, also nicht wegzukriegen, allenfalls zu lindern. Und so habe ich nun auch einen Termin bei einem Lungenfacharzt, der mich mal röntgt, weil ich so einen 'Film', eine Tönung auf der Lunge habe, die noch dann zu hören ist, wenn ich leise atme. Das hatte ich nie, und ich möchte mich mal informieren, was es mit dem Phänomen „Hundehaarallergie“ auf sich hat. Im Internet las ich, dass Atembeschwerden zu den Symptomen gehören. Ich war im Zoo, und es hat sich tatsächlich mit dem Zoodirektor, der da einfach stand, und einigen anderen ein Gespräch ergeben, bzw. ich habe es initiiert, über Tierhaltung, insbesondere bei Hunden. Ich hörte, dass es da verschiedene Konzepte gibt. Und jeder Umgangsart liegt natürlich ein Konzept zugrunde, ob es demjenigen bewusst ist oder nicht. Zunächst ohne Wertung gesagt: Den Worten des Zoodirektors nach wird ein Tier wie dein Hund einer Person ausgesetzt. Da gibt es wirklich entschiedene Gegner, wie ich hörte. Ein Hund braucht, selbst wenn er vom Menschen gehalten wird, nicht zwangsläufig Körperkontakt zu ihm, nicht zu lecken und sogar Schwanzwedeln sollte nicht als gutes Zeichen überinterpretiert werden. Hunde brauchen das alles nicht. Ein Hund und andere Tiere machen das nur dann, wenn sie vom Menschen dazu veranlasst werden. Ich bin ehrlich gesagt etwas erleichtert über diese Informationen, weil man davon ausgehend nicht sagen kann, dass ich ein „Hundeverächter“ per se bin, sondern eine Haltung beziehe, die von vielen, die beruflich und überhaupt mit Tieren zu tun haben, geteilt wird. Es handelt sich einfach um zwei Positionen. Der Hund wäre – wertungsfrei gesagt – niemals so vertraulich und abhängig geworden, wenn er nicht stetig in dieser Ausschließlichkeit dazu eingeladen würde. Und wenn das nicht der Fall wäre, könnte ich auch mal seinen Namen sagen, Identifikationen aufbauen, eben dann, wenn da eine Ausgewogenheit bestünde, die einen Hund auch Hund sein lässt. Du stehst da ja nicht allein. Es gibt Tausende und mehr allein in Deutschland, übrigens besonders in Deutschland, was noch mal ein gewisses Licht auf dieses Land wirft, die das so machen wie du, und es werden immer mehr, allein schon in deinem Wohnhaus ist ein solches Verhalten geradezu üblich, wird sozial bestätigt, und ich muss sagen, dass ich eine solche „Entwicklung“ schroff zurückweise. So befinden wir uns „sachlich“ einfach in einer Meinungsdifferenz, die mir schon nach einem Monat unseres Zusammenseins schwerfiel, auszuhalten, was weiterhin so sein wird. Ich sage das nicht, um dich in deinem Lebensgefühl runterzudrücken, oder nur Sachen zu erwähnen, die für dich nicht machbar erscheinen. Ich will damit nur in einem „größeren Rahmen“ einmal verständlich machen, dass es Gründe hat, die nachvollziehbar sind, warum es mir schwerfällt, stetig an einer Situation teilzunehmen, die mir nicht gefällt, der ich nicht zustimmen kann, und durch die ich überdies alle möglichen Nachteile habe, Zeitspielräume betreffend. So bin ich vorgestern Nacht empört erwacht mit dem Aufbegehren oder der Frage, was hab ich eigentlich mit d/einem Hund zu tun, der bei allem „zu fragen ist“, ob und wie lange wir etwas unternehmen dürfen. Ob wir überhaupt etwas verreisen dürfen. Und ich möchte dich wirklich bitten, mich fortan da rauszuhalten, mir nicht mehr „bei jeder“ Unternehmung die Frage zu stellen, „wo der Hund bleibt“, was ich eh nicht beantworten kann, sondern „einfach“ dafür sorgst, dass er untergebracht ist, so wie ich z. B. dafür sorge, dass ich „problemlos“ anfahre und wieder abfahre, ohne dich ellenlang oder mit extremer Häufigkeit in etwas reinzuziehen, was nicht förderlich sein kann. Und zwar mit Zeitspielräumen, die in einer normalen Weise beziehungsfreundlich sind. Es wird also nicht die Grundsatzfrage gestellt: du hast einen Hund. Aber so sehe ich es differenziert im Hinblick auf die Situation, uns beide betreffend. Und ich wünsche mir weiterhin situative Bedingungen, denen ich vertrauensvoll begegnen kann. Ansonsten lebe ich mich nun in meiner Wohnung ein. Nach über 17 Jahren. Ich brauche Raum, für Musik, ich höre stundenlang Musik, für eigene Gedanken, Stille, eine Tür, die ich im Zweifelsfall hinter mir schließen kann und respektiert wird. Dies ist wieder mein Ausgangspunkt.