In Tönning mit den Eltern, da war ich 10.

42 Jahre her –

 

Tönning war noch ein Ort, an dem ich mich GANZ wohlfühlte. Vor der Katastrophe. So, wenn auch anders, ja nicht in dieser Differenzierung, wie im einstigen Wohnort Dortmund.

 

Was ist das für ein Wesen, das JETZT nach Tönning fährt, ich?

 

Nach 3 in der Nacht erst eingeschlafen. Um 6 aufgestanden. Am Mittag, während Fahrt auf Beifahrersitz, in zu warmer Sonne, eingeschlafen, kam als Ausgehöhltheit raus - - Eingeschlafen mit dem Gefühl, niemand mehr erreichen zu wollen, Bindungsreste zuckten noch herum.

 

Nicht mehr damit zurechtkommen, „nur Mensch“ zu sein, und nicht noch etwas anderes. –

 

Zwischen Tönning und heute also . . .

dieser Zeitraum wird aufgespannt.

 

Als warte da etwas, in Tönning, auf mich.

Niemand hat da je gewartet.

 

In welcher Weise lebensphilosophisch geleitet worden?

 

Nicht mehr offene, aber noch nicht

ganz aufgegebene Fragen –

 

Aber was sollte bei all dem herauskommen?

Deutschland, das ist ja auch ein „Scheißladen“, in dem bestenfalls ein paar Annehmlichkeiten möglich sind.

 

In Itzehoe angekommen . . . Was für ein Jubel einst !

 

Es bedeutete, hinter Hamburg zu sein, und das bedeutete, dass das Land weiter und weiter, das Meer schon spürbar wurde. Ich hatte es noch nie gesehen.

 

Der Partnerin von hinten auf die Straßenkarte schauen. Über diese doppelte Optik verfügen: die einstige und die jetzige. So überhell hatte ich als Kind auf Landkarten gesehen. Was sich alles auftat!

 

Die grundlegend schlechten Erfahrungen fehlten . .

 

Das erste Mal nun nach Itzehoe

reingefahren, das mal sehen wollen . . als sei diese Stadt ein Heiligtum . . .

 

Erinnerung daran, auf dem Rücksitz gesessen zu haben, nicht ohne Angst, als es durch Hamburg ging: Ausmaße, Kräne am Hafen, schließlich Unheimlichkeit, durch den Elbtunnel zu fahren, dieses Dröhnen, Bangen, da wieder rauszukommen . .

 

 

 

Sankt Peter Ording. Einst als Wesen hergegangen. So reines Wesen. Worauf diese Welt gebaut, nichts davon wissend. Freundlichkeit für Freundlichkeit gehalten, nichts davon wissend, dass im Zweifelsfall für fast alles bloß Geld verlangt wird. Nichts gewusst, nichts geahnt von doppelten Böden.

 

Mich zuweilen gewundert, was für scheußliche Angewohnheiten vorherrschen . . Das war die andere Welt, mit der hatte ich nichts zu tun . . .

 

 

 

Am Strand als Erster Schuhe ausgezogen. Noch bevor die andern am Runterschnüren warn, ersten „Testbericht“ abgegeben, erste Eindrücke vermittelt, wie sich der Sand anfühlt . . . Prototyp des aufgeschlossenen Kindes.

 

Und da war noch diese Eigenschaft, dem andern ganz

verzeihen zu können.

 

 

Die Eltern nun per Handy anrufen, 42 Jahre später, um mitzuteilen: Ich bin in Sankt Peter Ording . . .