Auf dem Deich stehen. So weites Land und Wasser. Gras von Meerwind bewegt. Erinnerung, im Winter in jenem Mantel sich mit Vater treffen. Wie viel Hoffnung war es noch an der Stelle? Erinnerung für Erinnerung. Die Psyche wird fester, zugleich weicher, es bildet sich dieser eigene, hermetische Raum. Es ist Heimatrichtung. Bevor sie sich wieder auflöst ins Offene. Oder ins Geschlossene. Mit solchem Kopf wieder erwachen im Zittern und Wiegen des Meerwindgrases.

 

Sinn m/eines Daseins: 1 Erleben, 2 Immer gültigere Auswertung dessen, was geschah.

 

Partnerin steht – entfernt – an Tafeln, naturwissenschaftliche Studien. Ich auf dem Deich und am Wasser, in der Anschauung.

Partnerin tritt auf meinen Rucksack mit Büchern und größerer Kamera, obgleich vor Augen. Doch ist es gutes Leben in diesen Tagen mit ihr. Dennoch wird’s beim weiteren Radfahren immer dunkler in mir. Ich war so oft milde in der Anschauung. Ich kapierte offenbar erst spät, dass eine Menschenart in der andern kaum vorzukommen braucht. Am Ende des Deiches lange Bank. Verschiedenartige Leute sitzen da, was geredet wird, Normaloschrott, Abwesenheit. Hinter jedem zweiten Satz gemeines Gelächter, das sich „aus dem Schneider“ wähnt, noch immer scheint’s darum zu gehn. Erinnerung daran, in der Schule aufgezogen worden zu sein, weil ernster, bedächtiger.

 

Wie es also kommt, dass sich im Hirn anstelle von Offenheit ein „steinartiger Klotz“ setzt.

Wie es also kommt, dass ich von mir aus selten Kontakt aufnehme.

 

Wie es mit einer jungen Liebe auf dieser Insel jetzt wäre.

Eine Woche liegt etwas Derartiges zurück. Obgleich wenig weiterzugehen scheint. Das ist der Punkt. Die sinkende Freude, die wachsende Entfernung, der nicht mehr vorhandene Anknüpfpunkt.

 

Wie gesund ich einmal war. Gehe steile Stufen hoch, spüre schon das Knie. Erinnerung an Training, einen Gleichaltrigen auf den Rücken nehmen, „im Trab“ – so – 1000 Stufen hoch.

Jetzt noch ein älter gewordener Sack, ein paar Schritte, eine Kaffee- und Sitzeinheit, eine Notiz.

Wie lang schon, wie lang noch?

 

Junges Paar in den Dünen. Wie sie sich an ihm wärmt, zwei junge Körper

 

für immer vorbei.

 

Wie nah beieinander: erschlossene Freude und erkaltende Trauer.